Scarlet Adler – Fall 1: Die wandelnde Leiche (Teil 3)

Teil 3 des 1. Falles von Scarlet Adler und ihrem Kumpanen Professor Morstan. Verpassen Sie diese Geschichte nicht!

Er war grossgewachsen und äusserst schlank. Als er eintrat, kam ich nicht umhin seine langen grauen Kotletten und seine langen zerzausten Haare zu bemerken. Der Polizist schien besorgt. Er trug einen viel zu grossen beigen Mantel und darunter einen ausgebeulten dunkelblauen Anzug. Er rümpfte die Nase, als er vorsichtig in die Wohnung, an der 112b Crawford Street, hineintrat.

„Wir haben sie ins Revier gebracht“ entgegnete er, als er langsam aber gezielt die geräumige Wohnung inspizierte. Ich war zwar ebenfalls erst eingetroffen, aber mir war vom ersten Moment an aufgefallen, wie grossflächig Adler’s Wohnung war. Sie schien etwas über vier Zimmer zu haben. Mit langen dunklen Tapeten an den Wänden und einem scharlachroten Teppich auf dem Boden. Und Staub. Überall Staub.

„Was wollen sie hier Lebelle?“ raunte Adler sichtlich genervt. „Sie dürfen ohne meine Zustimmung nicht in meine Wo…“ – „Ach halten Sie die Klappe Adler!“. Lebelle schien sichtlich wütend zu sein. „Ich weiss, dass Sie an der Leiche rumgepfuscht haben!“

Ich begann zu verstehen. Der kleine Junge, der uns aus dem Café direkt zur Leiche geführt hatte, schien uns an diesen Lebelle verpfiffen zu haben. War er womöglich ebenfalls ein Privatdetektiv? „Sir…“ – begann ich auf den schlaksigen Kerl einzureden – „hätten Sie eventuell die Güte, mir zu erklären, wer Sie überhaupt sind?“. Wenn Adler mich nicht vorstellen wollte, dann versuchte ich es halt selbst.

Lebelle drehte sich zu mir um und musterte mich mit einem durchdringenden Blick. Fast so wie Adler, aber bei weitem nicht so effektiv. „Mein Name ist Gregory Lebelle. Chief Inspector und stellvertretender Leiter des Mord-Dezernats bei Scotland Yard.“ Es schien ihn stolz zu machen, den vollen Titel aussprechen zu dürfen. „Und sie sind?“

„Professor Henry Morstan, Sir. Abgänger der Rechtswissenschaften an der Camebridge University und ehemaliger Veteran im Great War“. Ich versuchte ebenso elaboriert zu wirken wie mein Gegenüber.

Adler kam auf uns zu, strich sich über ihr rabenschwarzes Haar und betrachtete Lebelle mit einer gewissen Abscheu in den Augen. „Nochmals…was wollen Sie hier Lebelle?“

Lebelle schien ihr nicht zuhören zu wollen und schlenderte langsam durch die staubige Wohnung, von Adlers Frage völlig unbeeindruckt. Er inspizierte mit seinen Augen jeden Teil der Wohnung. Seine Füsse schlürften aufgrund seines merkwürdigen Ganges am Boden, als er sich endlich zu meiner zukünftigen Mitbewohnerin umdrehte um ihr zu antworten:“ Wissen sie Adler..“ – begann er – „…ich bin kein Vollidiot. Sie können mit ihren Methoden Inspektor Baker vom 12. Revier hinters Licht führen, bei mir wird es jedoch schwieriger“. Eine gewisse Wut lag in seiner Stimme. Es hatte den Anschein, dass Lebelle und Adler sich schon länger kannten.

„Sir – rechtlich gesehen dürften Sie die Wohnung nicht betreten. Sie müssen dazu erst das Einverständnis des Mieters, in diesem Fall der Mieterin, einholen“ entgegnete ich, da mich die beiden charismatischen Akteure zu vergessen schienen. Ich versuchte Adler zu beeindrucken. Irgendwie musste ich mich nützlich machen.

Lebelle schaute mich verächtlich an. Es schauderte mich. Der Mann hätte mich, trotz seiner schmalen Statur, in Fetzen reissen können. Doch ich setzte mich ihm entgegen, plusterte mich auf und versuchte ihm, so männlich und angsteinflössend entgegen zu blicken, als es nur möglich war.

„Gut“ Mein Verhalten schien seine Wirkung zu behalten. Lebelle wandte sich ab und lief in Richtung Tür. „Die Leiche ist auf dem Revier – “ und als ob er Scarlet Adler unbedingt daran erinnern wollte, fügte er an: “ – und sie wird bewacht. Also halten Sie sich verdammt nochmal raus!“. Es krachte heftig als er die Tür hinter sich zuschlug.

„Weswegen war er nur so sauer“ fragte ich Adler, noch immer verdutzt über das, was gerade vorgefallen war. Sie sah mich an. Dann lächelte Sie. „Lebelle und ich mögen uns nicht. Ich habe ihm einst bei einem seiner Fälle geholfen. Als er bemerkte, wie genial ich war, verletzte dies seinen männlichen Stolz. Er hält mich ausserdem für eine Art Gefahr. Ich würde einen grossartigen Bösewicht darstellen müssen Sie wissen. Doch das ist mir zu aufwändig“. Na das erklärte Einiges.

Ich wollte bereits weitere Fragen an Adler richten, als diese mich mit einem lauten Klatschen unterbrach. „ Ach übrigens: Sie dürfen die Wohnung ohne Einverständnis nicht betreten – Herrlich Professor Morstan. Chapeaux!“. Adler ahmte mich nach und kam dabei applaudierend auf mich zu, ohne das Grinsen abzulegen. „Ich glaube Sie werden ein herausragender Mitbewohner werden !“.

Ich lachte und schüttelte ihre Hand, die sie mir freundschaftlich entgegen hielt. Ich hatte es also geschafft. Ich hatte eine Wohnung. Für weitere Fragen war später noch Zeit. Ich wollte den Augenblick nicht kaputt machen.

Worauf ich mich jedoch bei Scarlet Adler einlassen sollte, dass hätte ich mir nicht einmal im Traum ausmalen können.


Weiter mit Teil 4

 

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